Coole Tiere

Die froschgrüne Beute in die Hand gekrallt kam das Mädchen zurück. Es war ein Plastikgürtel bedruckt mit Figuren wie Felszeichnungen. Der Mann steckte ihn ein. Das Mädchen hatte bald keine Lust mehr auf Sand. Also nach Hause.

Sie bewohnten ein Apartment. Dort schien der Gürtel für das Mädchen nicht mehr wichtig zu sein. Sie spielten eine Partie Elfer-Raus, war ihnen zu zweit doch zu langweilig. Das Kind bekam Fernseherlaubnis, so stellte es keine Fragen nach der Mutter. Er würde nur ausweichend antworten können, das hätte weh getan. Der Mann ging in sein Schlafzimmer, holte den Gürtel, wiegte ihn in der Hand.

Am anderen Morgen schlug er vor, in den Ort zu fahren, ins kleine Kaufhaus zu schauen. Das Mädchen fand das gut. Der Mann steckte den Gürtel ein. Im Kaufhaus gab es eine Kinderecke mit Videos. Das Mädchen war nicht leicht davon wegzubringen, so war es gedacht. Er fuhr mit der Rolltreppe in die Damenabteilung, kaufte eine Jeans in Pink. Wieder in der Wohnung war es schon Zeit für die abendlichen Abläufe, die Kleine ging ins Bett, durfte noch in Büchern blättern.

Der Mann huschte in sein Schlafzimmer, schloss hinter sich ab. Er packte den Einkauf aus, zog den Gürtel durch die Schlaufen, hängte die Jeans auf einen Bügel. Eine gute Wahl, er spürte es. Er zog sich aus, lag auf dem Bett, sah die Jeans, erblickte Sarah, der Gürtel würde ihr gefallen, sie machte ihm Augen, er machte ihr Augen, sie fanden sich. Die Kühle auf seiner Haut weckte ihn viele Minuten später. Er ging ins Bad und zog sich an. Die Jeans legte er wieder in die Kaufhaustüte.

Der nächste Morgen war so, wie ihn Feriengäste lieben. Sie hatten sich vorgenommen, mit Schaufel und Eimer zu arbeiten, der Mann steckte ein zweites Paar Handschuhe für das Kind ein. Die Sandburg krönten sie mit angetriebenen Plastikflaschen als Ecktürmen, dann schachteten sie am Kanalbett. Die Arbeit wurde nur halb getan, sie war schwerer als gedacht, das Mädchen hatte nasse Handschuhe und der Mann hatte keine Lust mehr. Die Gerätschaften wurden in den Rucksack gestopft, das zweite Paar Handschuhe herausgeholt, man stapfte erschöpft zwischen grauem Schaumrand und leckenden Wasserzungen entlang.

Unvermutet fragte das Mädchen nach dem Gürtel. Unvermutet sagte der Mann die Wahrheit. Das Mädchen guckte eine Weile auf die Fülle der angeschwemmten Herzmuscheln, bückte sich um ein paar davon aufzuheben, zog den rechten Handschuh dafür aus. Dann aber suchte es seine Hand. Der Mann umfing die Kinderhand, sie wurden warm miteinander. Eng verklammert zogen sie übers Watt. Man einigte sich auf ein bewährtes Lieblingsessen. Sie fuhren in die Stadt, aßen andächtig, machten Sätze, die nicht wichtig waren. Im Auto sagte das Mädchen: Cool, die Tiere auf dem Gürtel.


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